Die Zinsbindung Ihres Baukredits endet bald, doch die Restschuld ist noch nicht getilgt? Dann steht eine Entscheidung an: Wie soll es weitergehen? Eine Möglichkeit ist die Prolongation, also die Verlängerung Ihres bestehenden Kredits bei der bisherigen Bank. Was das genau bedeutet, wie eine Prolongation abläuft und ob sie sich lohnt, erfahren Sie hier.
- Bei einer Prolongation setzen Sie Ihre Baufinanzierung bei der gleichen Bank fort. Dabei werden Zinsbindung und Zinssatz neu festgelegt.
- Die Prolongation eines Kredits bedeutet kaum Aufwand, da Sie keine neuen Unterlagen beibringen müssen.
- Auch wenn die Kreditverlängerung bequem ist, lohnt sich der Vergleich mit einer Umschuldung: Oft sind günstigere Konditionen möglich.
Wozu brauchen Sie eine Prolongation?
Als Prolongation wird die Verlängerung Ihres bestehenden Baukredits bei derselben Bank bezeichnet. Sie benötigen sie, wenn die Zinsbindung endet und Sie die Restschuld nicht auf einmal zurückzahlen können. Mit der Darlehensprolongation finanzieren Sie unkompliziert – aber nicht immer am günstigsten – weiter, ohne den Kreditgeber zu wechseln.
Wie läuft eine Prolongation ab?
Bei der Prolongation Ihrer Baufinanzierung erhalten Sie rechtzeitig vor Ablauf der Zinsbindung ein Angebot Ihrer Bank mit neuen Konditionen. Stimmen Sie zu, wird der bestehende Kreditvertrag ohne großen Aufwand verlängert. Eine erneute Bonitätsprüfung oder notarielle Änderungen sind nicht erforderlich.
Beispiel: Die Kreditprolongation von Immobilienkäuferin Anna
Anna hat vor 15 Jahren ein Immobiliendarlehen über 150.000 Euro bei ihrer Hausbank aufgenommen. Der Zinssatz betrug 3,0 Prozent bei einer Zinsbindung von 15 Jahren. Die vollständige Rückzahlung der Restschuld von rund 95.000 Euro ist für Anna nicht möglich. Eine Anschlussfinanzierung muss her. Eine Möglichkeit: das bestehende Darlehen verlängern. So läuft die Prolongation des Kredits ab:
- Angebot mit neuen Konditionen
Drei Monate vor Ende der Zinsbindung schickt die Bank Anna ein konkretes Prolongationsangebot. - Vergleich mit Alternativen
Anna prüft das Angebot ihrer Bank und informiert sich außerdem über mögliche Alternativen, etwa eine Umschuldung, also ein neues Darlehen bei einer anderen Bank. - Verhandlung mit der Hausbank
Weil sie bei anderen Anbietern bessere Zinssätze findet, geht Anna in die Verhandlung. Sie weist auf ihre gute Zahlungsmoral als langjährige Kundin hin und erhält daraufhin ein verbessertes Angebot ihrer Bank, denn auch für sie ist eine Fortführung des Vertrags vorteilhaft und kostensparend. - Entscheidung für die Prolongation
Da die Konditionen fair erscheinen und der Aufwand gering ist, entscheidet sich Anna für die Verlängerung bei ihrer Hausbank. - Nahtloser Übergang in die Anschlussfinanzierung
Nach Ablauf der Zinsbindung läuft der Kredit zu den neuen Bedingungen weiter.
Erhalte ich ein Prolongationsangebot oder muss ich die Bank selbst kontaktieren?
Annas Beispiel ist das Paradebeispiel einer Anschlussfinanzierung. In der Regel erhalten Sie von Ihrer Bank rechtzeitig vor Ablauf der Zinsbindung ein Prolongationsangebot. So können Sie bequem die Restschuld Ihres Kredites tilgen.
Der bestehende Kreditvertrag bleibt im Wesentlichen bestehen: Bei einer Prolongation ändern sich nur die Dauer der Zinsbindung und die Zinshöhe. Sagt Ihnen das Angebot Ihrer Bank zu, genügt es, es unterschrieben an die Bank zurückzusenden. Einen neuen Vertrag oder zusätzliche Unterlagen braucht es dazu nicht.
Doch lohnt es sich, das Angebot anzunehmen? Nicht immer. Prüfen Sie es sorgfältig und vergleichen Sie – denn es kann bessere Alternativen geben.
Vorteile und Risiken der Prolongation auf einen Blick
Der größte Vorteil der Prolongation Ihres Darlehens: Sie ist bequem. Ihre Bank macht Ihnen ein neues Angebot, das Sie nur noch unterschreiben müssen. Doch genau darin liegt auch das Risiko. Denn viele Hausbanken bieten bei der Kredit-Prolongation eher durchschnittliche Zinskonditionen. Wer nicht vergleicht, zahlt am Ende womöglich drauf. Deshalb lohnt es sich, die Vor- und Nachteile dieser Anschlussfinanzierung genau abzuwägen.
|
Vorteile |
Nachteile |
|---|---|
|
|
Eine Prolongation ist zwar bequem, jedoch zahlen Sie dafür in vielen Fällen höhere Zinsen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Alternativen es zur Prolongation Ihres Kredits gibt.
Prolongation vs. Umschuldung: Was lohnt sich?
Dass die einfache Lösung nicht immer die günstigere ist, zeigt der Vergleich zwischen Prolongation und Umschuldung. Bei der Prolongation verlängern Sie Ihren bestehenden Kredit bei derselben Bank, während Sie bei der Umschuldung zu einem neuen Anbieter wechseln. Welche Variante sich für Sie rechnet, hängt vor allem von den Konditionen und Ihrer persönlichen Situation ab.
Drei zentrale Unterschiede im Überblick:
- Konditionen und Verhandlungsspielraum
Ihre Hausbank weiß, dass manche Kund*innen das erste Angebot annehmen, ohne zu vergleichen. Entsprechend fällt das erste Prolongationsangebot oft wenig attraktiv aus. Eine Umschuldung eröffnet Ihnen die Chance, deutlich bessere Zinssätze zu bekommen. Denn hier können Sie zwischen verschiedenen Banken wählen.
Doch auch vor der Prolongation lohnt sich ein unabhängiger Kreditvergleich: Wer Konkurrenzangebote vorlegt, kann den Zinssatz oft noch drücken.
- Aufwand und Kosten beim Bankwechsel
Eine Umschuldung bringt mehr Aufwand mit sich: Sie müssen aktuelle Bonitätsunterlagen einreichen, ein neuer Kreditvertrag wird aufgesetzt und ein Grundbuchwechsel per Notar ist nötig. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten, die allerdings meist überschaubar sind. Vor allem, wenn Ihre Immobilie im Wert gestiegen ist, profitieren Sie: Denn der neue Kredit wird auf Basis des aktuellen Marktwerts bewertet, was zu besseren Zinskonditionen führen kann. - Flexibilität und Gestaltungsmöglichkeiten
Bei einer Prolongation bleiben viele Vertragsbestandteile unverändert. Bei einer Umschuldung hingegen können Sie alles neu gestalten – von der Tilgung über Sondertilgungen bis zu neuen Laufzeiten. Das schafft Spielraum, insbesondere wenn sich Ihre Lebenssituation verändert hat oder Sie gezielt schneller schuldenfrei sein wollen.
Nach § 489 BGB haben Sie ein Sonderkündigungsrecht: Nach zehn Jahren können Sie Ihre Baufinanzierung mit einer Frist von sechs Monaten kündigen – unabhängig von der vereinbarten Zinsbindung. Das eröffnet zusätzliche Möglichkeiten für eine Umschuldung.
Prolongation vs. Forward-Darlehen: Zinssicherheit oder Flexibilität?
Wer sich frühzeitig gegen steigende Zinsen absichern möchte, stößt schnell auf das sogenannte Forward-Darlehen. Anders als bei der Prolongation, die erst kurz vor Ablauf der Zinsbindung abgeschlossen wird, sichern Sie sich beim Forward-Darlehen Ihre Anschlusskonditionen bereits Monate oder sogar Jahre im Voraus. Doch welche Variante ist besser für Sie geeignet?
Die Unterschiede im Überblick:
- Zeitpunkt der Entscheidung
Bei der Prolongation schließen Sie den neuen Vertrag in der Regel erst drei bis sechs Monate vor Ende der Zinsbindung ab. Beim Forward-Darlehen hingegen sichern Sie sich die Konditionen schon deutlich früher, teilweise bis zu fünf Jahre im Voraus. Das bietet Planungssicherheit, erfordert aber auch mehr Voraussicht. - Zinssicherheit vs. Kostenrisiko
Mit einem Forward-Darlehen schützen Sie sich vor steigenden Zinsen, müssen dafür aber meist einen sogenannten Forward-Aufschlag zahlen. Bei der Prolongation zahlen Sie keinen Aufpreis, profitieren aber auch nicht von frühzeitiger Zinssicherung. Sie tragen also das Risiko, dass die Zinsen bis dahin steigen. - Flexibilität und Aufwand
Die Prolongation ist unkompliziert: kein neuer Vertrag, keine neue Bank. Das Forward-Darlehen bedeutet in vielen Fällen einen Anbieterwechsel, der etwas mehr Aufwand erfordert. Dafür haben Sie mehr Gestaltungsspielraum und können frühzeitig bessere Konditionen sichern.
In manchen Fällen lohnt sich bei der Anschlussfinanzierung der Einsatz eines Überbrückungskredits, etwa wenn Ihre Erstfinanzierung endet, aber ein Bausparvertrag oder eine Lebensversicherung erst später ausgezahlt wird. Mit einer Zwischenfinanzierung überbrücken Sie diese Zeitlücke flexibel. Die Auszahlung aus dem Vertrag kann dann später zur Tilgung genutzt werden.
Prolongation, Umschuldung oder Forward-Darlehen – welche Option am besten zu Ihrer finanziellen Situation, Ihren Zukunftsplänen und Ihrem Sicherheitsbedürfnis passt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Unsere Expert*innen unterstützen Sie dabei, eine Lösung zu finden, die wirklich zu Ihnen passt.
Lieber bequem oder günstig? Prolongation beim Kredit – Sie entscheiden!
Die Prolongation ist eine einfache und schnelle Möglichkeit, Ihren Kredit nach Ablauf der Zinsbindung fortzusetzen – ohne neuen Vertrag, Wechsel der Bank oder zusätzlichen Aufwand. Doch genau diese Bequemlichkeit kann teuer werden: Denn viele Hausbanken bieten im ersten Schritt nur durchschnittliche Konditionen an, die oft über dem Marktniveau liegen.
Ob sich eine Prolongation für Sie lohnt, hängt also stark vom individuellen Angebot Ihrer Bank ab. In vielen Fällen fahren Sie mit einer Umschuldung oder einem Forward-Darlehen deutlich besser. Unsere Finanzierungsexpert*innen beraten Sie gerne persönlich, damit Sie die richtige Entscheidung treffen und langfristig finanziell entspannt bleiben.